Harnwegsentzündung: Harnwegsinfektion.
Harnwegsinfektion: Abk.: HWI. Infektion im Bereich der Harnwege [221].
Harnwegsinfektion (HWI) - Übersicht Harnwegsinfektion: Formen, Ursachen - Symptomfreie Bakterienausscheidung, asymptomatische HWI. Definition, Diagnose - Therapie - Vorbeugende Maßnahmen - Symptomatische Harnwegsinfektion - Symptome - Diagnostik - Therapie - Pragmatisches Vorgehen - Allgemeine therapeutische Prinzipien - Medikamentöse Behandlung - Vermeiden symtomatischer HWI - Harnwegsinfektionen bei Konduit
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Harnwegsinfektion: Abk. HWI.: Formen: 1. Harnwegsinfektion, komplizierte 2. Nach dem Ort der HWI sind zu unterscheiden: a) Nierenbeckenentzündung(Pyelitis, Pyelonephritis): b) Harnblasenentzündung(Zystitis). c) Harnröhrenentzündung(Urethritis). 3. Nach Symptomen: a) symtomfreie Bakterienausscheidung (asymptomatische Bakterienausscheidung); b) symtomatische Harnwegesinfektionen: Harnwegsinfektion, symptomatische. Ursachen: 1. Bakterien: Escherischia coli, Enterococcus (veraltet: Streptokokkus) faecalis, Proteus (Proteus mirabilis, Proteus vulgaris), Pseudomonas (z.B. Pseudomonas aeruginosa) [88] und andere. Infektionswege: a) Die Bakterien gelangen vorwiegend von der Haut über die Harnröhre in die Harnblase („aufsteigende“ Harnwegsinfektion); das Keimreservoir der Infektion entsteht vor allem durch Verunreinigung der Haut durch Urin und Stuhl bei Inkontinenz. Durch Feuchtigkeit und Wärme bestehen optimale Wachstumsbedingungen für Darmbakterien; b) nur ausnahmsweise erreichen die Erreger über das Blut (hämatogene Infektion) oder den Lymphweg die Harnwege. 2. Harntransportstörung: Unzureichender Abfluss von Urin aus den Harnwegen mit krankhafter Restharnbildung durch: a) lähmungsbedingte Schwäche des Blasenhohlmuskels bei (relativ) stärkerem Blasenverschluss; b) mangelnde Elastizität bei abnormer Verdickung des Blasenhohlmuskels (Balkenblase) als Folge eines lange bestehenden Überdruckes (vgl. Harnblasendruck); c) krankhafte Restharnbildung durch Verlagerung der Harnblase nach unten durch Lähmung des Beckenbodens und der Beckenbodenmuskulatur, oft in Verbindung mit einer Verdrängung der Harnblase nach rechts bei gefülltem Enddarm; d) (kleinere) Restharnbildungen in Ausstülpungen der Harnblase (Pseudodivertikel, Harnblasendivertikel); e) Restharn in refluxiven und erweiterten Harnleitern; f) Anlagerung von Bakterien an Dauerkathetern, g) Anlagerung von Bakterien bei Steinbildungen in Nieren und Harnblase. 3. Schwächung der Immunabwehr: Der immunologische Schutz der Zellschicht, die die Harnwege auskleidet (Uroepithel), ist nach Entzündungen geschwächt, wodurch die Harnwege für längere Zeit besonders anfällig für Harnwegsinfektionen sind.
Harnwegsinfektion, symptomfreie Bakterienausscheidung: asymptomatische Harnwegsinfektion, asymptomatische Bakteriurie. Nachweis von Bakterien, einer geringen Zahl von weißen Blutkörperchen und leicht erhöhte Eiweißwerte im Urin ohne weitere Symptome. Diagnose: Untersuchung des ersten Morgenurins a) mit Teststreifen, b) mit vorgefertigten Nährböden. Bei auffälligem Befund sollte etwa eine bis zwei Stunden später eine weitere Urinuntersuchung erfolgen. Denn erst der Befund des zweiten Morgenurins (der häufig unauffällig ist) gibt hinreichende Sicherheit über das Vorliegen einer behandlungsbedürftigen Infektion. Vgl. auch nachfolgende Übersicht „Vorbeugende Maßnahmen“.
Symptomfreie Harnwegsinfektion - Vorbeugende Maßnahmen Vorbeugende Maßnahmen
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Urinbefund - Vorgehen bei auffälligem Urinbefund Hier: Anleitung zum Vorgehen und zu Maßnahmen bei symptomfreier Bakterienausscheidung im Urin |
Harnwegsinfektion, symptomfreie Bakterienausscheidung - Therapie: 1. Katheterentleerung: a) bei symptomfreien Bakterienausscheidungen am Tag und in der Nacht: 1-2 zusätzliche Katheterentleerungen am Tag; zusätzliche Katheterentleerungen in der Nacht sind nicht zuzumuten; b) bei symptomfreien Bakterienausscheidungen nur während der Nacht (Kennzeichen: tagsüber kein Bakteriennachweis, nachts hohe Keimzahlen): Diskussion des Legens eines geschützten Nachtkatheters [56]. 2. Medikamentös: a) Ansäuern des Urins auf einen pH-Wert von 5-6; b) Gabe von Kranbeeren (Cranberry-) Zubereitungen; c) antiinfektiöse Therapie: Symptomfreie Bakterienausscheidungen sind nicht zwingend behandlungsbedürftig. Ausnahmen: eine antiinfektiöse à Dauerprophylaxe ist angezeigt bei bestehendem Reflux sowie bei wiederholt auftretenden fieberhaften Harnwegsinfektionen (Pyelonephritis, Zystitis.)
Harnwegsinfektion – Symptomfreie Bakterienausscheidung im Urin |