Harnblase, Nervenversorgung: Die Nervenversorgung der H. erfolgt durch Blasenzentren, die über Funktionsschleifen auf vier Ebenen miteinander verbunden sind [15]. Eine geordnete Blasenentleerung ist nur möglich, wenn alle Zentren und Funktionsschleifen intakt sind. Funktionsschleifen: 1. Großhirn - Hirnstamm: sie steuert die willentliche Kontrolle der Harnblasenentleerung. 2. Hirnstamm - sakrales Rückenmarks(Miktions)­zent­rum: diese F. gewährleistet Dauer und Stärke der Blasenentleerung und damit eine vollständige Ent­leerung. 3. Sakrales Rückenmarks(Miktions)zent­rum - Willkürlicher Verschlussmuskel der Harnblase (M. sphincter externus): diese F. steuert a) die koordinierte Funktion von Harnblase und der Muskulatur der Harnröhre, b) das geordnete Zusammenspiel sowie die Entspannung (Relaxierung) des willkürlichen Verschlussmuskels und der Harnblase (M. detrusor vesicae). 4. Gehirn – Sakrales Rückenmarks(Miktions)zentrum: über diese F. kann der willkürliche Verschlussmuskel der Harnblase geöffnet und geschlossen werden.

Harnblase, Veränderungen: Reflux, Balkenblase.

Harnblasenaugmentation: künstliche operative Vergrößerung der Harnblase. Möglichkeiten: 1. Autoaugmentation; 2. Augmentation mit Darm: Die plastisch-operative Vergrößerung der Harnblase durch Darmanteile und/oder Anteile des Harnleiters.

Harnblasenerweiterung (Augmentation)

Hier: Ausführliche Beschreibung, Technik, Nebenwirkungen, mögliche Komplikationen

 

Harnblasenautomatie: Form der Harnblasenlähmung.

Harnblasenautonomie: Harnblasenlähmung.

Harnblasenblutung: immer als krankhaft zu wertender Blutaustritt aus der Harnblase. Mögliche Ursachen: 1. Verletzung der Schleimhaut der Harnblase bei der Katheterentleerung (vgl. Komplikationen der Katheterentleerung); 2. Dekubitus bei Dauerkatheter; 3. Steinbildung in den Nieren, der Harnblase oder im Harnleiter; 4. Harnblasenentzündung (hämorrhagische Zystitis). Diagnose: Die Blutungsquelle muss immer exakt ermittelt werden. Bei stärkerem Blutverlust (Makrohämaturie): a) Ausscheidung von Blutklumpen (Koagel) im Urin, Rotverfärbung des Urins. b) bei geringem, nicht mit bloßem Auge sichtbaren Blutverlust (Mikrohämaturie): Spezielle Reaktionsfelder auf Teststreifen erlauben die orientierende Bestimmung der Zahl der roten Blutkörperchen. Die genaue Zahl der roten Blutkörperchen wird durch eine mikroskopische Urinuntersuchung ermittelt.

Harnblasendivertikel: Krankhafte Ausstülpungen (Divertikel) der kompletten (aus mehreren Schichten bestehenden) Harnblasenwand. Bei neurologisch beeinträchtigten Harn­blasen (Balkenblase) sind Pseudodivertikel häufiger, bei denen (nur) die inneren Schichten der Harnblasenwand sackartig nach außen vorgewölbt sind.

Harnblasendreieck: lat.Trigonum vesicae; Trigonum, Harnblase.

Harnblasendruck: der in der Harnblase herrschende Druck, bevor eine Harnentleerung einsetzt. Dieser ist durch eine Blasendruckmessung zu ermitteln.

Blasendruck, Normalwerte

-  bei Mädchen / Frauen: 20 - 30 cm Wassersäule

-  bei Knaben / Männern: 30 - 40 cm Wassersäule

Diese Druckwerte können bei neurologischen Störungen der Harnblase stark erhöht sein (vgl. Harnblasenlähmung). Liegt der H. deutlich über diesen Normalwerten, sind auf Dauer Schädigungen zu erwarten: a) die gesteigerte Aktivität des Blasenhohlmuskels führt zur Verdickung der Blasenwand und (neurogenem) Umbau zu verschiedenen Formen der Balkenblase; b) Entwicklung eines Urin-Rückflusses (Reflux) von der Harnblase in die Harnleiter und / oder Nieren. Der H. kann sich durch fortschreitende neurologische Veränderungen (z.B. durch ein tethered cord) verändern. Eine regelmäßige Überwachung der Druckverhältnisse in der Harnblase durch eine Blasendruckmessung gehört deshalb zur urologischen Basisüberwachung. Therapie: Eine Senkung des H. ist möglich durch 1. eine medikamentöse Harnblasenentspannung, 2. eine regelmäßige Katheterentleerung, 3. Alpha-Rezeptorenblocker (z.B. Phenoxy­ben­zamin und ähnlich wirkende Medikamente), 4. Blasenhalsinzision. (S)

   
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