Beckenboden: lat. Diaphragma pelvis. Der B. begrenzt den unteren Teil des kleinen Beckens. Er wird durch mehrere Muskeln (vgl. Beckenbodenmuskulatur) gebildet, die (beim Mann) vom After und der Harn­röhre und - zusätzlich bei der Frau - vom Scheideneingang (Introitus) durchbrochen werden. Bedeutung: Die Muskeln des B. können (beim Gesunden) willentlich angespannt werden, was den Verschluss der Harnröhre und des Afters verstärkt. Gleichzeitig kann der B. willentlich angehoben und damit der Druck im kleinen Becken verstärkt werden, was die Entleerung der Harnblase und des Enddarmes wesentlich unterstützt. Bei der (vollständigen oder unvollständigen) Lähmung der Muskeln des B. (durch Lähmung des N. pudendus, Nerven) fehlt die Möglichkeit des aktiven Verschlusses von Harnröhre und After, was zur Inkontinenz für Urin und Stuhl beiträgt. Auch kann der B. nicht angehoben werden, wodurch die Entleerung von Harnblase und Darm erschwert ist. Vgl. Beckenbodentraining, Darmvorfall.

Beckenboden Elektromyogramm: Aufzeichnung von elektrischen Strömen, die in den Muskeln des Beckenbodens entstehen. Die elektrophysiologische Methode wird zum Nachweis / Ausschluss von Funktionsstörungen der Beckenbodenmuskulatur verwendet.


Beckenbodeninsuffizienz: geschwächte Funktion der Muskeln des Beckenbodens.

Beckenbodenmuskulatur: Muskulatur im Bereich des Beckenbodens. Zur B. gehören (u.a.) der Muskel, der den After anhebt (M. levator ani), der M. coccygeus und die Muskeln, die den Beckenboden straffen (M. bulbospongiosus und M. ischiocavernosus, Diaphragma urogenitale). Die Nervenversorgung der B. erfolgt durch den Nervus pudendus, der seinen Ursprung im 2.-4. Sakralsegment hat. Die Harnblase wird durch die Beckenbodenmuskulatur in ihrer natürlichen Lage gehalten; bei gelähmtem Beckenboden sinkt die Harnblase nach unten und liegt dann in unmittelbarer Nachbarschaft des Enddarmes. Bei mit festem Stuhl gefülltem Darm wird die Harnblase zusätzlich nach rechts verdrängt. Hierdurch kann der Harnabfluss behindert sein, es entsteht krankhaft vermehrter Restharn, der eine (häufige) Ursache von Harnwegsinfektionen ist. Die B. ist somit wesentlich an der Gewährleistung der Kontinenz für Stuhl und Urin beteiligt, bzw. die gelähmte B. ist Mitursache der Inkontinenz für Stuhlgang und Urin.

Beckenbodenreflexe: im Bereich des Beckenbodens auszulösende Reflexe; hierzu gehören: der Bulbospongiosusreflex oder Ischiocavernosusreflex (S2-S4). Die B. geben Hinweise auf die Funktionstüchtigkeit der Beckenbodenmuskulatur und damit auf die Funktion des Nervus pudendus (S4). Vgl. auch Kremasterreflex, Analreflex.

Beckenbodentraining: physiotherapeutische Übungen zur Verbesserung der Inkontinenz von Stuhl und Urin durch Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur, ist aber bei vollständiger Beckenbodenlähmung ohne therapeutischen Nutzen. Das B. kann durch Biofeedback verstärkt werden. Zur Technik: Das Training besteht aus gezielten krankengymnastisch vermittelten Übungen, bei denen die Muskulatur des Beckens und des Beckenbodens angespannt wird. Beim Biofeedback-gestützten Training des Beckenbodens werden Elektroden auf die Haut zwischen dem After und dem hinteren Schluss der Schamlippen bzw. dem Ansatz des Hodensackes aufgeklebt; diese werden mit einem Gerät verbunden, das in der Lage ist, die elektrischen Ströme zu verstärken und in Abhängigkeit durch Lichtsignale oder Tonsignale unterschiedlich intensiv darzustellen, die bei dem Anspannen der Muskeln, die trainiert werden sollen, entstehen. Ziel: Durch das B. kann die geschwächte oder teilgelähmte Beckenboden­muskulatur durch regelmäßiges Anspannen und Entspannen des Beckenbodens gestärkt und eine bestehende Inkontinenz für Stuhl und Urin verbessert werden. Einschränkende Voraussetzun­gen: Ein Training ist nur bei intakten oder wenigstens teilweise vorhandenen neurologischen Strukturen und Funktionen denkbar. (Nur) Bei einer inkompletten Lähmung ist ein Teilerfolg des B. vorstellbar, der sich jedoch wieder verliert, wenn das Training aufhört. Bei vollständiger Lähmung der Muskulatur des Beckenbodens – und diese liegt leider meistens bei Spina bifida-Betroffenen vor – ist die Anwendung der Methode zwecklos.

Beckenbodentraining

Beckenniere: anatomische Variante, bei der die Niere im Becken (also wesentlich tiefer als normal) liegt. Die Funktion der B. ist ungestört. Eine Bildung von Steinen und Zysten, eine Aufweitung des Nierenbeckens und Entzündungen werden gehäuft beobachtet. Deshalb ist eine besonders sorgfältige Überwachung (UrinuntersuchungUltraschalluntersuchung [Harnwege]) angezeigt.

Befundübersichten:

Vorgehen bei auffälligem Urinbefund

Begriffe: wichtige Begriffe, die für das Verständnis der Spina bifida und des Hydrozephalus von Bedeutung sind, siehe Grundbegriffe. 

Grundbegriffe Spina bifida und Hydrozephalus

Behaarung: abnorme Behaarung: 1. Hirsutismus (abnorme B. bei Mädchen / Frauen): Mögliche Ursachen: Abnorme Vermehrung von männlichem Keimdrüsenhormon (Testosteron) bei Frauen, z.B. durch Veränderungen an den Eierstöcken (polycystische Ovarien) oder (meist) durch erhöhte Produktion von Testosteron (unklarer Ursache) in den Nebennieren. Diagnose: Ausschluss unterschiedlicher Formen der Störungen der Nebennierenrinde und der Ovarien. 2. Eine verstärkte B. wird in gelähmten Körperbereichen (Armen, Beinen) beobachtet. Die Ursache ist unbekannt. 3. Umschriebene, unterschiedlich dichte B. (vgl. auch Tierfellnävus) im Bereich der Mittellinie des Rückens und der Gesäßfalte gilt als Hinweis auf eine dysraphische Störung. Vgl. Pseudopubertas präcox.

 

   
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