Bogenschluss: physiologischer Vorgang bei der Entwicklung des Wirbelbogens. Im 1. Lebensmonat entsteht der hintere Teil des Wirbelbogens. Bleibt der B. vollständig aus, bleibt der  Wirbelkanal nach hinten offen, der hintere Dornfortsatz des Wirbels kann sich nicht ausbilden: es entsteht eine > Spina bifida. Der B. kann auch verzögert ablaufen. Dann sind der Wirbelbogen und der hintere Dornfortsatz zwar vollständig angelegt, aber die Ausbildung des Knochengewebes (Verknöcherung) erfolgt erst im Kindesalter. Es handelt sich lediglich um eine Reifungsverzögerung ohne Krankheitswert. Achtung: Im Röntgenbild stellt sich der noch nicht verknöcherte Teil der Wirbel nicht (oder nur schwach) dar und kann somit einen vollständig fehlenden Bogenschluss – also eine Spina bifida – vortäuschen. Durch eine kernspintomographische Aufnahme ist eine genaue Unterscheidung möglich.

Botox ®: Medikament mit dem Wirkstoff  Botulinumtoxin.

Botulinumtoxin: lat. botulus, Wurst; grch. toxin, Gift, auch Clostridium Botulinumtoxin, Abk.: BTX. Medikament zur Behandlung von spastischen Muskeln, genauer: von Muskeln mit erhöhter Grundspannung. Definition: BTX ist eine von Clostridium botulinum-Bakterien gebildete Substanz, von der 7 Typen (A-G) bekannt sind. BTX ruft (als Krankheit) eine sog. Lebensmittelvergiftung hervor. BTX hemmt vorübergehend (cholinerge) Stoffwechselvorgänge an Muskeln. Therapeutischer Nutzen: B. wird the­rapeutisch zur vorübergehenden Hemmung krankhafter Überaktivität von Muskulatur genutzt. Zur Methode: Das Toxin wird in den überaktiven Mus­kel eingespritzt, wo es sich langsam ausbreitet, weshalb die Wirkung einer Therapie erst nach 7 - 14 Tagen zu beurteilen ist. Mit BTX ist eine gezielte vorübergehende Lähmung auch kleiner Muskeleinheiten möglich. Urologische Anwendungen von BTX: 1. Zur Entspannung eines überaktiven Blasenhohlmuskels (M. detrusor vesicae) wird BTX an mehreren Punkten eingespritzt, womit a) eine höhere Blasenkapazität, b) damit eine Verbesserung der Kontinenz und c) eine Verminderung bestehender Blasenschmerzen zu erreichen ist. 2. Ein abnorm hoher Harnblasenverschluss durch einen überaktiven äußeren Blasenschließmuskel (M. sphincter urethrae) lässt sich durch BTX vermindern [119] [168] [171] [172] [175]. (S). Wirkungsdauer: Die Wirkungsdauer einer Behandlung ist individuell unterschiedlich und auf etwa 3 - 4 (bis zu 6 - 8) Monate begrenzt. Danach muss ggf. eine neue BTX-Anwendung erfolgen. Eine Behandlung sollte nur an spezialisierten Einrichtungen mit ausreichender Erfahrung durchgeführt werden. Nebenwirkungen: 1. Schmer­­­zen beim Einstechen in die Muskeln, 2. Entwicklung von Antikörpern. Vorbehalte: a) Bei Kindern ist die Anwendung (noch) nicht zugelassen [42] [43], b) eine bestehende Antriebsstörung kann verstärkt werden. (P) (S)

Bougie: Mz. Bougies (frz. Kerze); stabförmiges Instrument unterschiedlicher Dicke (gemessen in Charrière) zur Dehnung, z.B. der Harnröhre. bougieren, Bougierung.

bougieren: aufweiten; z.B. die Harnröhre wird bougiert, d.h. die Harnröhre wird aufgeweitet. Vgl. Bougierung.

Bougierung: Erweiterung eines Hohlorgans (z.B. der Harnröhre). Die Erweiterung erfolgt mit speziellen Stahlstiften (Hegar-Stiften) von zunehmender Dicke. Die Stifte werden vor allem in der Frauenheilkunde eingesetzt. Anwendungen bei Spina bifida: 1. B. der Harnröhre: Früher häufig benutzte Methode zur Erweiterung der Harnröhre als Versuch, den Harnabfluss zu verbessern. Wegen der Gefahr einer Verletzung mit nachfolgender Vernarbung und wegen des nur kurzen therapeutischen Effektes (z.B. der Verbesserung des Harnabflusses) wurde die Methode verlassen. 2. B. eines Stomas: Zur Erweiterung eines Stomas bei Pouch oder Konduit eignet sich die B. nicht, weil es zu kleinen Einrissen der Haut oder Schleimhaut mit nachfolgender Vernarbung kommen kann, wodurch sich das Stoma weiter - narbig - verengt. Bei einer krankhaften Verengung eines Stomas ist eine operative Stomaerweiterung angezeigt.

Breitbandantibiotikum: Breitspektrum­antibiotikum.

Breite: verwendet in dem Begriff therapeutische Breite.

Breitspektrumantibiotikum: ein Antibiotikum, das gegen mehrere Erreger wirksam ist, z.B. Gentamycin. Ein B. sollte a) möglichst nur gezielt bei bekanntem Erreger oder b) nur bei einer akuten Infektion, deren Erreger (zunächst) nicht bekannt ist, eingesetzt werden.

Bruch: Enzephalozele („Hirnbruch“), Hernie, Zele („Rückenmarksbruch“).

Bulbospongiosusreflex: auch Bulbo­caverno­susreflex; bei Berührung der Haut des Penis kontrahiert sich der M. bulbospongiosus (ein Muskel des Beckenbodens). Ein fehlender Reflex kann ein Hinweis auf eine neurologische Störung des Beckenbodens sein.

Buserelin: LH-rH-Agonist, Zytostatikum. Wirkstoff in Medikamenten (z.B. Profact ®, Suprecur ®). B. kann bei vorzeitiger Pubertätsentwicklung (Pubertas präcox) zur Unterdrückung der hormonellen Regelkreise eingesetzt werden, die die Reifung beschleunigen. Die Anwendung ist wegen möglicher Nebenwirkungen umstritten. Statt des B. wird Leuprorelin zur Behandlung der Pubertas präcox therapeutisch verwendet.

 

   
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