Harnwegsinfektion, komplizierte HWI – Definition: Infektion der Harnwege in Verbindung mit einer Veränderung der Anatomie (z.B. Fehlbildungen) oder Funktion (z.B. Lähmung – wie bei Spina bifida). Gehäuft findet man Bakterien mit hoher krankmachender Wirkung, die gegen Antibiotika vermehrt resistent sind (Problemkeime).

Harnwegsinfektion, symptomatische: Defintion: Harnwegsinfektion mit Krankheitsgefühl,  Fieber, häufigem Harndrang bzw. häufigem infektbedingtem unbemerkter Urinverlust, d.h. Zunahme der Inkontinenz, Rücken- und/oder Unterleibsschmerzen, Klopfempfindlichkeit der Nierenlager (können bei Lähmungen fehlen), trüber, oft übel riechender Urin mit Blutbeimengungen. Diagnostik: Urinuntersuchung: 1. Auffälliger, übel riechender Geruch (unsicheres Zeichen, das von der Art des Erregers abhängt). 2. Trübung des Urins (vgl. auch andere Formen der Urintrübung). 3. Veränderte Teststreifen:a) stärkere Eiweißvermehrung, b) starke Vermehrung der weißen Blutkörperchen, oft c) mit Nachweis von roten Blutkörperchen. 4. Mikroskopische Untersuchung: a) Nachweis von „massenhaft“ weißen Blutkörperchen (Leukozyten), b) häufig Nachweis von roten Blutkörperchen (Erythrozyten), c) Nachweis von Eiweißzylindern (beweisend für Pyelonephritis). 5. Bakteriologische Untersuchung: a) Mehr als 100.000 Erreger auf einem (vorgefertigten) Nährboden (vgl. Bewertung einer Urinkultur), b) Nachweis und Bestimmung des Erregers und seiner medikamentösen Empfindlichkeit auf speziellen Nährböden. 6. Blutuntersuchung zum Ausschluss einer Nierenbeteiligung: a) deutliche Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), b) erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) auf Werte über 20 mg/l, c) erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), d) erhöhtes Procalcitonin. 7. Ultraschalluntersuchung: Ausschluss / Nachweis a) einer Vergrößerung der Niere(n), b) von Harntransportstörungen (Urinaufstau, Reflux), c) von Veränderungen der Harnblase (Divertikel, Pseudodivertikel), d) von Steinbildungen.

 

Harnwegsinfektion, symptomatisch - Therapie: Pragmatisches Vorgehen

  • Urinabnahme durch Katheter
  • Anlegen einer Urinkultur auf einem vorgefertigten Nährboden
  • (dann erst) Blindbehandlung mit einem breit wirkenden Antibiotikum, bis das Antibiogramm vorliegt
  • Hiernach Anpassung der Medikation an die Empfindlichkeit des Erregers und Behandlung bis zur Normalisierung des Urinbefundes und des CRP
  • Viel Trinken, regelmäßige Entleerung der Harnblase
  • nach Ausheilung: Klärung der Ursache
  • Gewährleistung sich hieraus ergebender Maßnahmen

 

 

Symptomatische Harnweginfektion - Allgemeine therapeutische Prinzipien

  1. Vorbeugen (Harnwegsinfektionen: Vorbeugende Maßnahmen)
  2. möglichst gezielte antibiotische Therapie nach Vorliegen eines Antibiogramms
  3. Antiinfektiöse Prophylaxe (Dauerprophylaxe): Bei erhöhtem Risiko für eine Pyelonephritis hat sich in der Praxis die Durchführung einer antibakteriellen Infektionsprophylaxe bewährt. Ihr Ziel ist in erster Linie die Entstehung von Narben im Nierengewebe (pyelonephrtische Narben) durch aufsteigende (aszendierende) Harnwegsinfektionen zu verhindern.

 

Harnwegsinfektion - Therapie: Neben der Beseitigung von Beschwerden und Krankheitssymptomen ist das Hauptziel die Vermeidung von Nierenparenchymschäden und einer Urosepsis. Meist erfordert eine akute Harnwegsinfektion eine antibakterielle Therapie, bevor der Erreger bekannt ist und das Ergebnis der Resistenztestung vorliegt. Die Auswahl des Antibiotkums erfolgt daher kalkuliert nach der größten Erreger­wahrscheinlichkeit. Bei Harn­wegsinfektionen ist häufiger mit Non-E.coli – Keimen wie Proteus mirabilis, Klebsiella spp., Indol-positiven Proteus species, Pseudomonas aeruginosa, Enterokokken und Staphylokokken zu rechnen. Vor Einleitung der Therapie muss eine Urinkultur angelegt werden, um später die Therapie entsprechend dem Kultur- und Resistenzergebnis ggfs. modifizieren zu können [120]. Zur medikamentösen Behandlung Pyelonephritis.

 

Harnwegsinfektion, symptomatische -  Vermeiden

Nach einer (evtl. sogar wiederholt auftretenden) symptomatischen Harnwegsinfektion muss das individuelle urologische Behandlungskonzept neu durchdacht werden.

Zu klären sind:

Hat sich der Lähmungstyp der Harnblase geändert? (Ausschluss: Blasendruckmessung)

Besteht eine chronische Harntransportstörung? (Ausschluss: Blasendruckmessung, sonographische Untersuchung)

Ist eine Steinbildung (durch eine sonographische Untersuchung) ausgeschlossen?

Ist die angewendete Entleerungstechnik geeignet, bzw. wird die aseptische Katheter­entleerung beherrscht? - auch im häuslichen Umfeld?

Werden vorbeugende Maßnahmen beachtet?

Ist eine antibiotische Dauerprophylaxe angezeigt? Vgl. hierzu: Dauerprophylaxe

 

Harnwegsinfektion, fieberhafte 

Harnwegsinfektion bei Konduit: Vgl. Kolonkonduit.

 

   
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