Harnzwang: schmerzhafter Harndrang. Ursache: Maximal gefüllte Harnblase bei gleichzeitig bestehender Abflussbehinderung des Urins, z.B. durch eine Harnblasenentzündung.

Harnzylinder: im Urin (nur mikroskopisch) nachweisbare Zusammenschlüsse. Vorkommen: H. sind (selten) nach körperlichen Anstrengungen, meist aber als krankhafte Harnbestandteile bei Nierenerkrankungen nachzuweisen.

Haustren: Haustra coli. Natürliche Erweiterungen zwischen den (natürlichen) Einschnürungen (Tänien) des Dickdarms. Durch die natürliche Darmbewegung „wandern“ die H. in Richtung des Enddarmes und transportieren so den Darminhalt. Bei einer Darmlähmung lagert sich der eingetrocknete Stuhl in den Haustren ab und trägt so zu einer Verstopfung (Obstipation) bei.

Hautdesinfektion: Reinigung der Haut mit dem Ziel, Krankheitserreger zu entfernen. Anwendung: vor Blutentnahmen: Desinfektionsmittel aufsprühen, ca. 30 Sekunden einwirken lassen, dann mit sterilem Tupfer mehrmals abwischen. Einsprühen allein reicht zur Keimentfernung nicht aus.

Hautentzündung: Dermatitis, Mz.: Dermatitiden; entzündliche Dermatose. Akute oder chronische Entzündung der Haut. Erreger: Hautpilze, Bakterien. Spezielle H. bei Spina bifida: Begünstigung von H. durch a) Inkontinenz für Stuhl und Urin, b) Schwitzen, c) unzureichende Hygiene. Besonders gefährdete Körperstellen: Leis­­tenbeugen, unter der (weiblichen) Brust (Intertrigo), Achselhöhlen. Klinisches Bild: Umschriebene oder ausgedehnte Hautrötung, (oft nur geringe) Schwellung; bei offener H.: feuchte (Lymph-) Absonderung, Bläschen, Krusten, Schuppen. Vorbeugende Maßnahmen: Regelmäßige sorgfältige Hautpflege, sorgfältige Intimpflege, regelmäßige Entleerung des Darmes und der Harnblase (vgl. Darm, Entleerungstechniken). Unterdrücken bzw. Beseitigen der Hautfeuchtigkeit durch weniger dicht angelegte Windeln, häufigerer Windelwechsel, evtl. Weglassen der Windel und offenes Liegenlassen. Therapie: Die Behandlung setzt eine korrekte Diagnose voraus. Therapie im Windelbereich: Trockenlegen der entzündlich veränderten Haut durch (kaltes) Trockenfönen, Einlegen eines eingepuderten Mullstreifens (Puderstreifen) in Hautfalten, Auftragen von Zinkschüttelmixtur, Abdecken der Haut mit Cremes und Pasten (z.B. weiche Zinkpaste, keine Salben!). Offene H.: Während der ersten 2 - 3 Tage Verwenden einer dünn aufgetragenen Creme, die - je nach Diagnose - einen desinfizierenden, antibiotischen oder pilzabtötenden Wirkstoff enthält. Dickes Abdecken der Haut mit Cremes oder Pasten zum Schutz gegen Feuchtigkeit. Bei H. durch Inkontinenz, z.B. bei ständig bestehendem Harnträufeln ("Durchlaufblase") mit tieferen Geschwüren oder blasig aufgequollener Haut (Reizakanthose) kann bei ohnehin ausgeführter Katheterentleerung vorübergehend ein Dauerkatheter gelegt werden.

Hauterkrankungen: Dekubitus, Druckstelle, Hautentzündung, Hautpilz, Hautreizung/Entzündung in Hautfalten (Intertrigo), Kandidose, Reizakanthose, Lichen.

Hautfistel: Krankhafter Verbindungsgang zwischen der Haut und einem inneren Hohlraum. Ursachen: 1. Eine H. im Bereich der Mittellinie des Rückens und der Gesäßfalte kann a) ein Hinweis auf eine Spina bifida occulta sein. Über die H. können bakterielle Entzündungen das Rückenmark erreichen. b) Es kann sich um eine Steißbeinfistel handeln. Symptome: Zeitweise oder ständig nässende, oft verkrustete und deshalb oft nur schwer sichtbare Fistelöffnung. Diagnose: Der Verlauf der H. und ihre Beziehung zum Rückenmark müssen kernspintomographisch geklärt werden. 2. Unter der Haut liegende infizierte Wunden (z.B. nach Operationen, bei Dekubitus). Diagnose: (Möglichst) Dar­stellung der H. durch Kontrastmittel. Therapie: Operative Offenlegung der Fistel und Behandlung der dazugehörenden Wundhöhle. 3. Li­quor­fistel. 4. Krankhafte Verbindung zwischen der Harnröhre und der Haut (vgl. Harnröhrenfistel). 5. Operativ angelegte Verbindung zwischen einem inneren Organ (z.B. Niere) und der Haut; Harnleiterhautfistel.

Hautinzision: Hautschnitt, Einschnitt in die Haut.

Hautkleber: Kleber, die zur Befestigung von Kleber zur Kondomurinalen oder zur Verbesserung der Haftfähigkeit von Klebebandagen verwendet werden. Sie sind unterschiedlich zusammengesetzt. Latexhaltige H. sind zu vermeiden.

Hb: Abk. für Hämoglobin (roter Blutfarbstoff).

HbA1c: Form des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin); Normalwert: 4,3–6,1% des Hämoglobins, bzw. 30-44 mmol/mol. Der HbA1c-Wert ist bei Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) erhöht im Blut nachzuweisen und gibt einen Hinweis a) auf die korrekte medikamentöse Einstellung des Diabetes und b) auf die Zuverlässigkeit der Einhaltung der (medikamentösen und diätetischen) Verordnungen.

HbE: Abk. für Hämoglobin in Erythrozyten, d.h. der Blutfarbstoffgehalt aller roten Blutkörperchen. Der HbE-Wert ist erniedrigt z.B. bei Eisenmangel. 

HCG: Abk. für Human-Chorion­gonado­tropin.

Head-Zonen: Headsche Zonen*, Hyperal­ge­sie­zonen. Hautzonen, in denen oft schon bei leichter Berührung Schmerzen empfunden werden. Die H. sind über sensible Nerven mit dem Nervensystem innerer Organe verbunden.  Die Head-Zonen ermöglichen das Erkennen von Störungen an inneren Organen (z.B. Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse) an der Haut [15] [18]. Umgekehrt ist es auch möglich, durch Reizung (z.B. durch Massage, Wärmeanwendung usw.) der Haut­zonen die nervöse Versorgung der inneren Organe zu beeinflussen. Bei stärkeren Wirbelsäulenveränderungen (z.B. Torsionsskoliose, Hyperlordose u.a.) können die inneren Organe verlagert und damit auch die Head-Zonen erheblich an der Hautoberfläche verschoben sein.

* benannt nach dem englischen Neurologen Sir Henry Head (1861–1940). Vgl. Übersicht [61].

Head-Zonen

Organe

Dermatom

Körperseite

Herz

C 3-4 Th 1-5

vorwiegend rechter, auch linker Arm

Rippenfell

Th 2-12

auf der gleichen Körperseite

Lunge

C 3-4

auf der gleichen Körperseite

Speiseröhre

Th 1-8

Beidseits

Magen

Th (5) 6-9

Links

Leber und Galle

Th (5) 6-9 (10)

Rechts

Bauchspeicheldrüse

Th 6-9

vorw. Links

Zwölffingerdarm

Th 6-10

Rechts

Jejunum

Th 8-11

Links

Ileum

Th 9-11

Beidseits

Blinddarm, Colon ascendens

Th 9-10, L 1

Rechts

Colon descendens

Th 9 - L 4

Links

Mastdarm

Th 9 - L 4

Links

Niere und Harnleiter

Th 9 - L 1 (2)

auf der gleichen Körperseite

Adnexe

Th 12 - L 4

auf der gleichen Körperseite

Peritoneum

Th 5-12

Beidseits

Milz

Th 6-10

Links

   
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