Harn: Urin; von den Nieren gefilterte und abgesonderte Körperflüssigkeit. H. enthält neben Wasser die harnpflichtigen Substanzen. Formen: Primärharn: der von den Nieren gebildete Harn. Sekundärharn: der über die Harnwege ausgeschiedene Harn. Untersucht wird der Sekundärharn.
|
Harnblasen- erweiterung |
Harnblasen- Ersatz mit Neu- Einpflanzung der Harnleiter |
Kontinentes Nabelstoma |
Kolonkonduit |
Übererregbare (hyperreflexive) Harnblase / normaler oberer Harntrakt |
+++ |
|
++ |
+ |
Übererregbare (hyperreflexive) Harn-blase / Reflux / oberer Harntrakt erweitert |
0 |
+++ |
+++ |
+ |
Geschwächter Blasenverschluss + Faszienschlinge |
+++ |
+++ |
|
|
Katheterentleerung Möglich |
+++ |
+++ |
|
|
Katheterentleerung nicht möglich |
0 |
0 |
+++ |
|
Katheterentleerung über Nabelstoma nicht möglich |
0 |
0 |
0 |
+++ |
Eingeschränkte Nierenfunktion |
0 |
0 |
0 |
+++ |
Nicht gesicherte Mitarbeit des Patienten |
0 |
0 |
0 |
+++ |
Harn-: vgl. auch Urin
Harnabfluss: das möglichst vollständige –und kontrollierte – Abfließen des Harnes aus der Harnblase. Ein regelmäßiger H. ist wichtige Voraussetzung zur Vermeidung einer Druckschädigung der Harnblase und Nieren, von Harnwegsinfektionen und zum Erreichen von Trockenphasen. Bei einer neurologischen Störung der Harnblase kann eine Verbesserung des Harnabflusses durch Aufrichtung erleichtert und durch Entleerungstechniken der Harnblase ermöglicht werden (Harnblase, Entleerungstechniken). Vgl. auch Harntransportstörung.
Harnabflussbehinderung: Harntransportstörung.
Harnabflussstörung: Harntransportstörung.
Harnableitung: künstliche Harnableitung; die Ableitung des Harns unter (evtl. teilweiser) Umgehung der natürlichen Harnwege. Formen der künstlichen Harnableitung: 1. Dauerkatheter, der durch die Harnröhre gelegt wird (transurethraler Dauerkatheter). 2. Dauerkatheter, der durch die Bauchdecken gelegt wird (suprapubischer Harnblasenkatheter, Cystofix ®). 3. Anlegen einer Öffnung der Harnblase durch die Bauchdecke (suprapubische Harnblasenfistelung oder Vesikostomie). 4. Harnumleitung über ein Darmstück, Konduit: Ileumkonduit, Kolonkonduit. 5. Erweiterung der Harnblase: Harnblasenaugmentation. 6. Einleiten der Harnleiter in eine aus Darm gebildete Tasche (Pouch). 7. H. über einen Katheter, der durch das Nierengewebe in das Nierenhohlsystem gelegt wird (Nephrostomie). 8. Einpflanzen der Harnleiter in die Haut (Harnleiterhautfistel). Gründe: Alle Formen von operativ angelegten künstlichen Harnableitungen sind nur dann angezeigt, wenn a) alle anderen (konservativen) Maßnahmen und Methoden der medikamentösen Therapie (Antimuscarinica) und Harnblasenentleerung (Harnblase: Entleerungstechniken) nicht angewendet werden können oder nicht ausreichen, b) eine unmittelbare Gefahr für die Nieren besteht, z.B. durch schwerwiegende Infektion, Urinstauung, Druckschäden u.a. Nebenwirkungen von Harnableitungen: 1. Übersäuerung des Blutes: Azidose. 2. Vitamin B12-Mangel, 3. Chologener Durchfall. 4. Erhöhte Fettausscheidung (Steatorrhö). 5. Bösartige Veränderungen (sehr selten, aber möglich). Über die medizinischen Voraussetzungen für die verschiedenen Formen der Harnableitung vgl. folgende Übersicht: Medizinische Voraussetzungen für verschiedene Formen einer künstlichen Harnableitung [146] [147] [148].
Kolonkonduit - Harnableitung über ein inkontinentes (nasses) Stoma,
|
Harnantiseptikum: Mz.: Harnantiseptika. Harndesinfiziens; chemische Wirkstoffe, die Krankheitserreger in den Harnwegen zerstören oder deren Entwicklung unterdrücken. Wirkstoff: Methenamin (Abk. für Hexamethylentetramin), z.B. Methenaminmandelat (Mandelamine ®), Metenaminhippurat, Methenaminbenzamidoactat. Medikamente: z.B. Urotractan ®. Wirksamkeit: In saurer Lösung spalten die Medikamente Formaldehyd ab, das auch in geringer Konzentration antiseptisch wirkt. Voraussetzung für die Wirksamkeit ist, dass der Urin sauer (bei einem pH-Wert von unter 6) eingestellt ist [187, S.761]. (Vgl. Harnwege: Ansäuerung von Urin, vgl. Bestimmung des Säuerungsgrades im Urin mit Teststreifen). Anwendung: Harnantiseptika stehen nur als Filmtabletten zur Verfügung, was die Anwendung erst ab dem späten Kindesalter möglich macht.
Harnapparat: unzutreffende Bezeichnung für Harnwege.
Harnbestandteile: Zellen und Abbauprodukte des Stoffwechsels, die über den Harn ausgeschieden werden und hier nachzuweisen sind. Vgl. Tabellen (vgl. auch harnpflichtige Substanzen).
Physiologische (normale) Harnbestandteile Zellen Nachweis: mikroskopisch
Stoffwechselprodukte Nachweis: mit speziellen chemischen Untersuchungsmethoden und – unter dem Mikroskop – als typische Ausfällungen
Mit Teststreifen sind außerdem nachzuweisen:
|
Krankhafte Harnbestandteile
Nachweis: mikroskopisch
a) mehr als 20 weiße Blutkörperchen: Hinweis auf eine Harnwegsinfektion; (mehr unter Leukozyturie) b) rote Blutkörperchen; Hinweis auf eine (immer krankhafte) größere oder kleinere Blutungsquelle; vgl. Blut im Urin c) Harnzylinder (hyaline H., Epithelzylinder, Wachszylinder, granulierte Zylinder, Fettzylinder, Erythrozytenzylinder, Leukozytenzylinder): geben Hinweise auf verschiedene Arten von Nierenerkrankungen.
Nachweis mit Teststreifen
a) erhöhter Eiweißwert (Albuminurie); Hinweis auf eine Entzündung in den Harnwegen b) Nitrit; Stoffwechselprodukt einiger Bakterien, die Harnwegsinfektionen hervorrufen c) vermehrt weiße Blutkörperchen; Hinweis auf Entzündung der Harnwege (vgl. auch Leukozyturie) d) rote Blutkörperchen; krankhafter Blutverlust (mehr unter Blut im Urin) e) erhöhter pH-Wert (höher als 7) f) Glukose; Hinweis auf einen gestörten Zuckerstoffwechsel, z.B. bei zu hoher Aufnahme oder mangelnder Verarbeitung von Zucker g) Ketonkörper; Hinweis auf einen gestörten Stoffwechsel z.B. bei zu geringer Flüssigkeitsaufnahme |