Harnblasenerweiterung: Vergrößerung der Harnblase. Formen: 1. krankhafte Überdehnung der Harnblase, 2. Erweiterung einer (durch Überaktivität) zu kleinen Harnblase durch Medikamente (Harnblasenentspannung); 3. Vergrößerung des Speichervolumens der Harnblase durch operative Techniken; Harnblasenaugmentation.

Harnblasenfistel: krankhafte Verbindung (Fistel) der Harnblase mit einem anderen Organ. Formen: 1. innere Blasenfistel, 2. Fistel durch die Haut nach außen. Entstehung: Die H. kann angeboren sein (vgl. Urachus), als Komplikation anderer Erkrankungen entstanden sein oder operativ angelegt werden (Harnblasenfistelung).

Harnblasenfistelung: Vesikostomie. Operativ, vorübergehend oder auf Dauer angelegte Verbindung der Harnblase durch die Bauchhaut nach außen knapp oberhalb des Schambeines (suprapubisch) als eine Form der künstlichen Harnableitung. Gründe: Behinderung der Harnentleerung (Harntransportstörung) mit Gefährdung der Harnleiter und Nieren. Vorteile: Im Vergleich zu anderen Formen der künstlichen Harnableitung handelt es sich um einen schnell auszuführenden „kleinen“ operativen Eingriff. Nachteile: a) eine Schrumpfung der Harnblase ist nicht zu vermeiden; b) eine allmähliche Verengung der äußeren Öffnung (Stomastenose) ist möglich, was eine Erweiterung der Bauchdeckenöffnung erforderlich macht; c) Schwierigkeiten mit dem Auffangen des Urins und hiermit verbundene Hautkomplikationen und Geruchsbelästigung. Versorgung: Der durch die äußere Öffnung (Stoma) abfließende Urin kann durch eine Klebebandage oder mit Windeln aufgefangen werden. Eine andere Möglichkeit einer künstlichen Fistelbildung durch die Bauchdecke ist eine Harnableitung über einen Dauerkatheter (Cystofix ®).

Harnblasengröße: Blasenkapazität, Blasen-Füllungsvermögen. Die natürliche Größe der Harnblase ist - wie alle biologischen Maße - individuell unterschiedlich. Eine Bestimmung der phy­siologischen H. ist bis zum 12. Lebensjahr orientierend möglich mit der Formel:

Harnblasengröße = 30 x Alter in Jahren (+ 1) x 30 (ml)

Ab dem 12. Lebensjahr wird – ebenfalls orientierend – eine Harnblasengröße von 390 ml angegeben, weil die entleerten Urinmengen in unterschiedlichen Situationen erheblich schwanken kön­­nen [126]. Eine „kleine“ Harnblase fasst weniger als 65%, eine „große“ Harnblase mehr als 150% der individuellen Blasenkapazität. Die orientierende H. kann auch als (orientierende) Zielgröße einer Harnblasenentspannung durch Antimuscarinica dienen, d.h. eine „spastische“ Harnblase kann etwa bis zu ihrer altersentsprechenden Größe mit einem geeigneten Medikament (unter Beachtung der zulässigen Tageshöchstdosis des Medikamentes) erweitert werden. Funktionelle Harnblasengröße: Die Größe der Harnblase (angegeben in ml), bei der keine Reaktionen festzustellen sind, die auf eine Entleerung hinweisen. Die funktionelle H. ist bei einer Überaktivität des Blasenmuskels gering, bei weitgehend schlaff gelähmtem Blasenmuskel hoch. Veränderungen der Harnblasengröße: Durch neurologische Veränderungen (z.B. durch ein tethered cord und andere Rückenmarksveränderungen) kann sich die Lähmungsform der Harnblase (Harnblasenlähmung) und damit auch die Größe der Harnblase in unterschiedlichem Ausmaß verändern. Durch eine regelmäßige (erforderliche!) Blasendruckmessung können solche Veränderungen früh erkannt und therapiert werden. Vgl. Miktionsvolumen.

Harnblasenhals: Harnblase und Blasenhals.

Harnblasenhohlmuskel: Musculus detrusor vesicae. Teil der Harnblase. Der H. besteht aus Muskulatur, die an ihrer Innenseite von der Blasenschleimhaut ausgekleidet ist. Im H. liegen Sinnesorgane (Rezeptoren), die den Füllungszustand zum Gehirn hin "melden“. Bei ausreichender Füllung zieht sich der H. unwillkürlich (d.h. nicht dem Willen unterworfen) zusammen und wird so entleert. Hierbei sind Nervenverbindungen maßgeblich beteiligt, die im Blasenzentrum des Lumbalmarkes und / oder des Sakralmarks ihren Ursprung und ihr Ende haben. Sind die hier liegenden Nervenknoten und / oder die verbindenden Nerven teilweise oder vollständig zerstört, entstehen verschiedene Formen der Harnblasenlähmung.

Harnblaseninstillation: das Hineingeben und Belassen einer Flüssigkeit in die Harnblase. Anwendung: z.B. Instillation einer Oxy­butyninlösung zur Entspannung der Harnblase (vgl. Anhang Harnwege).

Harnblasenkapazität: Harnblasengröße.

   
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