Harnblasenpunktion: sterile Entnahme von Urin mit einer Nadel durch die Bauchdecke hindurch aus der Harnblase unter örtlicher Betäubung. Indikationen: 1. Sterile Uringewinnung: Eine H. ist angezeigt zur Urinuntersuchung, wenn im Urin, der auf natürlichem Wege (d.h. durch die Harnröhre) gewonnen wurde, unterschiedliche Keime (vor allem Problemkeime) gefunden werden, die dringend behandlungsbedürftig sind. 2. Entlastung der Harnblase bei einer akut auftretenden Abflussbehinderung des Urins (z.B. durch einen Harnröhrenstein oder andere Formen der Harnverhaltung). Zur Technik: Die Punktion erfolgt unter sterilen Bedingungen knapp oberhalb des Schambeines (suprapubisch) durch die Bauchdecke, um (sicher) keimfreien Urin (sog. „Goldstandard“ der Uringewinnung) zu erhalten. Eine Betäubung der Einstichstelle mit Emla ® kann erfolgen, ist aber im Allgemeinen nicht erforderlich. Voraussetzungen: Die Harnblase muss gefüllt sein. Lage und Füllungszustand der Harnblase wird a) (sicher) durch Ultraschall festgestellt, kann aber auch b) (durch Geübte) ertastet oder c) durch Beklopfen der Harnblasenregion im Unterbauch ermittelt werden; die gefüllte Harnblase ist an der  Dämpfung des Klopfschalles erkennbar.

Harnblasenreflux: Rückfluss von Urin aus der Harnblase a) in die Harnleiter (vesiko­ureteraler Reflux) oder b) in die Nieren (vesikorenaler Reflux). Beim H. ist der in der Harnblasenwand liegende Schutz gegen Rückfluss (Antirefluxmechanismus) ge- oder zerstört.

Harnblasenschleimhaut: die innere Schicht der Harnblase. Die H. ist mit der Harnblasenmuskulatur verwachsen. Die Zellen der H. erfüllen wichtige Funktionen bei der Abwehr von Bakterien.

Harnblasenschließmuskel: Die Harnblase wird durch zwei Muskelsysteme geöffnet und geschlossen, die durch den Nervus hypo­gastricus gesteuert werden: 1. den inneren, willentlich nicht steuerbaren Verschlussmuskel, der durch den M. sphincter vesicae (Muskeln) gebildet wird, der in den unteren Teil der Harnblase integriert ist, 2. den äußeren, willentlich zu beeinflussenden Verschlussmuskel, den M. sphincter urethrae (Muskeln), dessen Funktion durch die Verschlussmuskeln der Harnröhre verstärkt wird. Die Muskeln arbeiten normalerweise koordiniert zusammen, d.h. wenn die Harnblase gefüllt ist, entspannen sich beide Schließmuskeln gleichzeitig, wodurch sich der in der Harnblase gesammelte Urin entleeren kann. Krankhafte Veränderungen: Bei den verschiedenen Formen der Harnblasenlähmung kann a) die Grundspannung (Tonus) und b) die Koordination (Synergie) der Muskeln gestört sein, es besteht eine sog. Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie.

Harnblasenschrumpfung: Schrumpfblase, Dauerkatheter, Ballonkatheter.

Harnblasensphinkter: Muskeln, die die Harnblase verschließen. Harnblasenschließmuskel.

Harnblasen-Sphinkter-Dyssynergie: Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie.

Harnblasensphinkterprothese

Harnblasensphinkterprothese: engl. Artificial Urinary Sphincter, AUS, Scott-Sphinkter. Künstlicher Ersatz der Harnblasenschließmuskel durch eine mit Flüssigkeit gefüllte Prothese aus Kunststoff zur Verbesserung einer Inkontinenz für Urin. Beschreibung: Die Prothese, d.h. das Körperersatzstück, besteht a) aus einer Manschette, die (operativ) um die Harnröhre oder den Blasenhals gelegt wird, die b) über einen seitlich abgehenden Schlauch verbunden ist mit c) einer Pumpe, die in die großen Schamlippen bzw. in den Hodensack verlegt werden kann; diese Pumpe ist d) über einen Schlauch mit e) einem Ballon verbunden, der im Unterbauch neben der Blase implantiert wird. Funktionsweise der Prothese: Die mit Flüssigkeit gefüllte Manschette umschließt die Harnröhre, um den Harn in der Blase zu halten. Zum Wasserlassen wird die Manschette durch mehrmaliges Zusammendrücken der Pumpe geöffnet. Damit fließt die Flüssigkeit aus der Manschette in den Ballon. Da die leere Manschette die Harnröhre nicht mehr verschließt, kann Harn aus der Blase abfließen bzw. mit einem Katheter entleert werden. Die Flüssigkeit in dem Spinktersystem fließt innerhalb weniger Minuten nach dem Wasserlassen automatisch aus dem Ballon in die Manschette zurück. Die volle Manschette verschließt erneut die Harnröhre. Vorteile: Durch das Einsetzen des künstlichen Harnröhrenverschlusses lässt sich die Kontinenz deutlich (bis zu 90 % [48]) verbessern. Voraussetzungen: 1. Der Harnblasenhohlmuskel darf keine Eigenaktivität besitzen, muss also schlaff (vgl. Harnblasenlähmung) und ausreichend groß sein (vgl. Harnblasengröße). Dies macht meist entweder eine operative Vergrößerung der Harnblase (Harnblasenaugmentation) oder eine medikamentöse Entspannung erforderlich. 2. Der Urin muss frei abfließen können, d.h. der Auslasswiderstand der Harnblase muss möglichst gering sein. 3. Wegen der notwendigen zuverlässigen aktiven Mitarbeit bei der Betätigung des Verschlussmechanismus ist a) das Einsetzen einer Prothese im Kindesalter nicht angezeigt, b) auch im späteren Lebensalter muss das zuverlässige Öffnen und Schließen der Prothese sowie das Beherrschen der Entleerungstechnik der Harnblase gewährleistet sein. Komplikationen: a) Bildung von Druckstellen in der Harnröhre durch die Manschette; b) Fremdkörperreaktion oder Infektion des liegenden Systems; c) mögliche Zunahme der Aktivität der Harnblase [214]. Nahezu bei allen Patienten sind deshalb Nachoperationen erforderlich. Technische Beurteilung: Die Erfahrungen über die technische Stabilität sind unterschiedlich und erscheinen den meisten Autoren noch verbesserungsbedürftig [48] [215] [216] [217] [218] [219] [220].

 

   
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