Durchfall: erheblich beschleunigte Passage des Darminhaltes in Verbindung mit Verdünnung des Stuhles. Zu Ursachen, Symptomen, Diagnostik und Therapie vgl. nachfolgende Übersichten.

Akuter Durchfall:  Ursachen, Diagnose, Maßnahmen

Entzündliche Erkrankungen

(meist) Viren (z.B. Rotaviren). Diagnose: Durchfall (mit Fieber und Erbrechen). Therapie: a) Ausgleich des Salz- und Flüssigkeitsverlustes durch Glukose-Elektrolytlösungen; bei gleichzeitigem Erbrechen: Flüssigkeit teelöffelweise. Gestillte Kinder werden weiter gestillt. b) Diätetische Behandlung: Altersentsprechender Kostaufbau unter Vermeidung von süßen Speisen, Getränken (Saft, Softdrinks) [96]. Sinnvolle Ergänzung: Racecadotril (Tiorfan ®), das die Absonderung von Sekret in der Darmwand hemmt und so den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust vermindert; c) Kontinenzsicherung Durchfall und Inkontinenz.

Bakterien (Coli (-formen), Salmonellen, Shigellen, Amöben usw.). Diagnose: Verdacht: bei lang anhaltenden Durchfällen (> 1 Woche); Beweis: Stuhluntersuchung auf  krankhafte Erreger. Therapie: Flüssigkeit; diätetische Behandlung; Sicherung der Kontinenz. Die Anwendung von Antibiotika ist umstritten und erfolgt nur als gezielte Behandlung nach Bestimmung der Erreger und deren Empfindlichkeit.

Akute Diätfehler (übermäßiger Genuss von abführenden kalten Säften und anderen Nahrungsmitteln). Therapie: s.o.

Langanhaltender (chronischer) Durchfall: Ursachen, Diagnose, Maßnahmen

  1. Stillen: Dünner Stuhl hat bei einem gestillten Kind keine krankhafte Bedeutung. Auch bei gleichzeitig bestehender Durchfallerkrankung (grüne, wässrige Stühle) muss das Stillen nicht unterbrochen werden.
  2. Allergien: Verdacht: Wiederholt auftretende Durchfälle unklarer Ursache. Diagnose: a) Sorgfältige Erhebung der Vorgeschichte, vor allem Beachten von Nahrungsmitteln (Gewürzen, Früchten, Säften usw.), nach denen Durchfall auftritt. b) Blutuntersuchung: RAST auf Nahrungsbestandteile, Latex. c) PRICK-Hauttest auf Nahrungsbestandteile. Therapie: Allergenkarenz, d.h. striktes Weglassen der Substanzen, die Durchfall auslösen [167].
  3. Nahrungsmittelexzesse: Ursache: Einseitige Aufnahme großer Mengen besonders geschätzter Nahrung: z.B. Süßigkeiten, spezielle Tees (die vorbeugend zur Vermeidung von Harnwegsinfekten oft in großen Mengen getrunken werden), Kaffee oder Säfte. Diagnose durch Anamnese: Genaues Erfragen der bevorzugten Ernährung, der Art der Flüssigkeit... Therapie: Weglassen (Karenz) möglicher Auslöser. Diätetische Beratung.
  4. Stoffwechselstörungen: Mangelhafte Verdauung von Nahrungsbestandteilen: Häufig: Zuckerarten wie Fruktose, Lactulose, Laktose. Verdacht: langdauernde und/oder immer wieder auftretende Durchfälle. Diagnose: a) Ausschluss einer chronischen bakteriellen Erkrankung (Untersuchung von Stuhl). b) Belastungstests (beim Gastroenterologen): Einnahme einer festgelegten Menge von Fruktose, Lactulose oder Laktose. Nach der Einnahme: Messung des Blutzuckers alle 30 Minuten; Messung der Ausatmung von Wasserstoff (Wasserstoff-Exhalationstest). Therapie: Striktes Weglassen der den Durchfall auslösenden Substanzen.
  5. Chronische Infektion: (etwa 10 % aller chronischen Durchfälle [162]). Ursachen: Viren, Bakterien. Diagnose: Untersuchung des Stuhles auf Infektionserreger: Clostridium difficile, Camphylobacter, Entamöba histolytica, Salmonellen, Plesiomonas shigelloides und andere.
  6. à Reizdarm: Ursachen: Stress-Situationen. Hinweis, Symptom: Langdauernde und/oder immer wieder auftretende Durchfälle vor allem vor oder während Stress-Situationen. Diagnose: Ausschluss der unter 1-3 genannten Möglichkeiten. Therapie: a) Loperamid bei auftretendem Durchfall oder schon vor der zu erwartenden Stress-Reaktion. b) Oxybutynin Behandlungsversuch für etwa 3 Wochen.
  7. Veränderung der Darmpassage durch künstliche Harnableitungen: 1. Zum Aufbau einer Erweiterung der Harnblase (Augmentation) oder zur Bildung eines Harnblasenersatzes (z.B. MAINZ-Pouch) wird ein Stück Darm aus dem Übergang zwischen Dünndarm und Dickdarm verwendet, einschließlich der natürlichen Klappe zwischen Dünn- und Dickdarm (Bauhinsche Klappe), die den Inhalt des Dünndarmes portioniert in den Dickdarm freigibt. Durch das Fehlen der Klappe tritt - unphysiologisch - fortwährend Dünndarminhalt in den  Dickdarm, was a) die Geschwindigkeit der Darmpassage erhöhen kann, b) den Stoffwechsel im unteren Dünndarmabschnitt beeinflusst (vgl. unten, Abschnitt 8). 2. Durch das zum Anlegen eines Kolonkonduits verwendete Darmstück (aus dem Colon descendens oder Colon sigmoideum) wird a) der Darm (unwesentlich) verkürzt, was zu einer beschleunigten Darmpassage beitragen kann, und b) wird die Speicherfähigkeit des Dickdarmes verkleinert. Beides kann Ursache dünner Stühle sein.
  8. Störungen des Gallenstoffwechsels (chologene Diarrhoe): Meist als vorübergehendes, aber auch als lang anhaltendes Symptom, z.B. nach Anlegen einer künstlichen Harnableitung , z.B. eines Pouch oder eines Konduits). Ursachen: Wegen der mit diesen Operationen verbundenen Verkürzungen des Dünndarmes können a) die in den Darm abgegebenen Gallensäuren im Dünndarm nicht ausreichend wieder in das Blut aufgenommen (resorbiert) werden; hierdurch gelangt eine abnorme Menge von Gallensäuren in das Kolon, die hier einen verstärkten Einstrom von Wasser und Elektrolyten und damit einen Durchfall auslösen; b) mit der Störung des Gallen-Stoffwechsels können Mangelzustände fettlöslicher Vitamine (Vitamin A, D, E, K) und Vitamin B12 verbunden sein. Therapie: Colestyramin (z.B. Quantalan ®) bindet Gallensäuren und verbessert/verhindert diese Art von Durchfall.
  9. Mangel an Bauchspeicheldrüsenferment (Pankreasinsuffizienz): Eine Störung der Funktion der Bauchspeicheldrüse kann Ursache lang anhaltender Durchfälle sein. Ein Fermentmangel kann medikamentös ausgeglichen werden.
  10. Weitere Erkrankungen: M. Crohn, Colitis ulcerosa, Polyposis usw. müssen internistisch abgeklärt werden.
 
Dünne Stühle
 
 

   
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