Virusinfekte
Akut auftretende (häufig) virale oder (selten) bakterielle Infektionen des Darmes.
Beschwerden
Bauchschmerzen, oft (hohes) Fieber, Durchfall, Erbrechen.
Diagnostik
Bei blutigem Stuhl: Untersuchung von Stuhlproben auf Erreger.
Komplikationen
- Nicht beherrschbare Inkontinenz
- Verstärkte Hautbelastung
- Verstärkte Infektionsgefahr der Harnwege
Maßnahmen
Akut: Diätetisch: zusätzliches Flüssigkeitsangebot, fettfreie, wasserbindende Kost (geriebene Äpfel, Bananen, Karotten); vgl. Anleitung: Dünner Stuhl, diätetische Behandlung.
Zersetzungsstühle/Überlaufstühle
Ursachen
- Erhebliche Füllung des Enddarmes durch verhärteten Stuhl
- Zersetzung des Stuhls durch abnorme Gallenkonzentration im Enddarm
Beschwerden
- Unkontrollierte Entleerung von verhärtetem Stuhl zusammen mit dünnerem Stuhl aus höheren
Darmteilen
- Evtl. Schmerzen im linken Mittel- bis Unterbauch, evtl. Übelkeit
Komplikationen
- Vorübergehende nicht beherrschbare Inkontinenz
- Verstärkte Hautbelastung
- Verstärkte Infektionsgefahr der Harnwege
Maßnahmen
- Vorbeugend: Vermeiden von Verstopfungen durch regelmäßige Darmentleerung. Kaum Möglichkeiten der Beeinflussung, Behandlungsversuch mit Colestyramin (Quantalan ®) und/oder Loperamid.
Stoffwechselkrankheiten (eher selten)
Ursachen
- Fehlen oder Schwäche von Enzymen, die bestimmte Nahrungsbestandteile aufspalten. Die „unverdauten“ Nahrungsbestandteile führen zu Durchfall.
Diagnostik
- Genaue Beobachtung der Ernährung, durch die Durchfälle ausgelöst werden.
- Belastungsproben mit Laktose, Maltose usw.; H2-Exhalationstests.
Maßnahmen
- Nahrungskarenz: striktes Weglassen aller Nahrungsbestandteile, die die durchfallauslösende Substanz enthalten.
Allergien / Unverträglichkeiten (selten, aber möglich)
Ursachen
Verschiedene Nahrungsbestandteile, auf die der Darm allergisch reagiert (z.B. exotische Früchte, Fruchtsäfte, Gewürze, Latex usw.).
Beschwerden
Wiederholt in Verbindung mit bestimmten Nahrungen auftretende Durchfälle, Bauchschmerzen.
Diagnostik
- Genaue Beobachtung von durchfallauslösenden Nahrungsbestandteilen
- Allergendiagnostik: Hauttestungen (Prick-Test) der vermuteten Allergene
- Blutuntersuchung: Gesamt-IgE, RAST-Bestimmung der vermuteten Allergene
- Gezielte Belastungsproben mit den vermuteten Allergenen
Maßnahmen
- Nahrungskarenz: striktes Weglassen aller Nahrungsbestandteile, die die allergischen Reaktionen hervorrufen.
- Allergiepass ausstellen.
Reizdarm (Colon irritabile, Enterocolopathie)
Ursachen
Psychische Überlastungsreaktion (wahrscheinlich) vor und während belastender Situationen. Belastungsunabhängig, oft ohne erkennbare Ursache.
Beschwerden
Wiederholt, (fast) nur tagsüber plötzlich auftretende dünnbreiige oder wässrige Durchfälle, in der
Regel auf einige Tage begrenzt, aber auch chronisch.
Diagnostik
Ausschluss von entzündlichen Darmerkrankungen, Allergien.
Stoffwechselstörungen: Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit, Eisen, Ferritin, Erreger +, Parasiten im Stuhl,
Bestimmung der Pancreaselastase, IgA-Gliadin-Antikörper, Hämoccult, Ultraschall-Untersuchung. Klärung psychisch belastender Situationen (häufig!).
Maßnahmen
Loperamid ®.
Auf Dauer: Änderung belastender Lebensbedingungen (z.B. Schulform, berufliche Entlastung, Rehabilitationsmaßnahme).
Abführende Medikamente
Ursachen
Langzeiteinnahme von abführenden Medikamenten, die die Darmwand reizen (z.B. Zubereitungen, die Sennesblätter, Aloe usw. enthalten).
Einnahme einer zu hohen Dosis von Medikamenten, die durch Einlagerung von Wasser den Stuhl verdünnen (z.B. Lactulose ®, Macromol ® u.a.).
Diagnostik
Versuchsweise Weglassen abführender/stuhlverdünnender Medikamente.
Maßnahmen
Verminderung der Lactulose-/Makromol-Dosis.
Striktes Weglassen der Medikamente, die die Darmwand reizen.
Antibiotika
Ursache
Die längere Einnahme von Antibiotika kann zu einer Verdünnung (oder Verhärtung) des Stuhles beitragen.
Diagnostik
Versuchsweise Weglassen des Medikamentes.
Maßnahmen
Ersetzen des Medikamentes durch ein nebenwirkungsfreies Medikament. Durchfallauslösende Medikamente in Allergiepass eintragen.
Anhang:
Allgemeine Hinweise zu Komplikationen und Behandlung
Verstärkter Flüssigkeitsverlust
Grundsätzlich: Je jünger das Kind, umso wichtiger ist der Ersatz von Flüssigkeit.
Achtung: Der mit Erbrechen und Durchfall verbundene Flüssigkeitsverlust kann zu bedrohlicher Austrocknung führen. Deshalb ist eine ärztliche Beratung (oft reicht eine Telefonberatung nicht aus) erforderlich.
Maßnahmen:
Verstärktes Flüssigkeitsangebot
Verabreichen von Wasser-bindender Nahrung: Karotten, Banane, geriebener Apfel usw. (vgl. Anleitung: Dünner Stuhl, Diätetische Behandlung).
Bei Erbrechen: Verabreichen von Flüssigkeit (Tee mit 5% Traubenzucker, elektrolythaltiger Tee) in kleinen Mengen (zunächst Teelöffel in etwa 3-minütigen Abständen, dann esslöffelweise).
Bei unstillbarem Erbrechen: Infusion von Flüssigkeit, Flüssigkeitszufuhr über Darmspülungen mit Ringerlösung.
Verstärkte Hautbelastung
Maßnahmen
Nach jeder größeren Entleerung: Haut warm abwaschen. Haut vorsichtig trocken tupfen.
Dick weiche Zinkpaste oder Zinksalbe (wenn sich (harte) Zinkpaste zu schwer entfernen lässt oder die Haut zu trocken ist) auftragen (aufspachteln).
Bei offener Dermatitis: dünn desinfizierende Creme. Erhöhte Infektionsgefahr der Harnwege
Maßnahmen
Sorgfältiges Abwaschen und Desinfektion nach Darmentleerungen von vorne nach hinten (in Richtung After).
Vorübergehende Verdichtung der Urinkontrollen.
Ggf. vorübergehender antibiotischer Schutz der Harnwege.
Letzte Bearbeitung: 19.06.2015