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Appendikostomie (Malone antegrade-continence-enema, Malone procedure, MACE)

Methode

Der Wurmfortsatz (Appendix) des Blinddarmes (Zäkum) wird durch die Bauchdecke nach außen geleitet. Z.B. kann das untere Ende des Wurmfortsatzes operativ eröffnet und in die Haut an der rechten unteren Bauchdecke eingepflanzt werden. So entsteht ein Zugang (Appendikostoma) zum Blinddarm. Das Stoma kann auch an anderen Stellen des Dickdarmes angelegt werden, wenn das Stoma rechts unten nur schwer zu erreichen ist.

Nötige Voraussetzungen

Die regelmäßig auszuführende Darmspülung und die Dauer der Entleerung sind relativ zeitaufwändig und verlangen ein hohes Maß an Selbstständigkeit. Persönliche Zuverlässigkeit und Sorgfalt bei der regelmäßigen Anwendung sind erforderlich.

Die feinmotorischen Fähigkeiten zum Auffinden des Stomas müssen vorliegen. Die äußere Öffnung darf nicht in einer Bauchhautfalte liegen. Guter Kontakt zu erfahrenen Therapeuten – zumindest während der Trai- ningszeit – ist wünschenswert.

Ausführung

(Meist) alle zwei Tage kann über die angelegte Öffnung eine körperwarme Flüssigkeit (z.B. Kochsalzlösung oder Ringerlösung, der auch ein Gleitmittel oder eine Sorbit-Lösung zugesetzt werden kann) in den Darm gegeben werden. Die

Menge der Spülflüssigkeit sollte die Tagestrinkmenge nicht übersteigen. Nachdem die Flüssigkeit eingebracht ist, wird das Stoma mit einem knopfähnlichen Hilfsmittel verschlossen. Meist ist eine unterschiedlich lange Trainingszeit erforderlich, bis die Methode beherrscht wird.

 

 

(© Wimpissinger)

Folgen

Der Stuhl im Enddarm (Colon ascendens, Colon transversum, Colon descendens, Sigma, Rektum) wird durch die Spülung verdünnt und ausgespült. Hierdurch lässt sich unterschiedlich lange (für einige Tage) eine ausscheidungsfreie Zeit von Stuhl erreichen.

Mögliche Nachteile

Bei etwa einem Drittel der Patienten kommt es zu einer Verengung der äußeren Öffnung (Stomastenose), was eine (kleine) operative Korrektur erforderlich macht.

Vorläufige Bewertung

Diese Methode der Enddarmentleerung kann bei eindeutiger Indikationsstellung und zuverlässiger Ausführung zu einer Verbesserung der Kontinenz beitragen und wird als eine Möglichkeit der Kontinenzsicherung empfohlen, wenn andere Maßnahmen der Enddarmentleerung fehlschlagen. Die erreichte Kontinenzdauer ist unterschiedlich lang. In der Regel beträgt sie 2-3 Tage, kann aber auch kürzer, selten länger sein.

 

Anus praeter (naturalis)

Methode

(Meist) im Bereich des (absteigenden) Dickdarmes (Colon descendens) wird der Darm operativ durch die Bauchdecke herausgeleitet und eröffnet. Über die so geschaffene Öffnung (Stoma) wird der Stuhl herausgeleitet und in einem Beutel aufgefangen. (Vgl. hierzu Anleitung: Anus präter-Bandage, Anwendung). So gelangt kein Stuhl in den gelähmten Darmabschnitt, womit eine sichere Kontinenz erreicht wird. Der Darm kann zurückverlagert werden, wenn sich die belastenden Folgen der Inkontinenz (Durchfälle, nicht beherrschbare Inkontinenz, Geruchsbelästigung u.a.) verbessern oder verlieren sollten.

Bewertung

Die künstliche Ableitung von Stuhl kann in Einzelfällen, vor allem bei wiederholt auftretenden dünnen Stühlen, die bei einer Afterlähmung nicht beherrschbar und deshalb mit einem erheblichen pflegerischen Aufwand und einer sozialen Belastung verbunden sind, eine wesentliche Entlastung bedeuten. Durch die verwendeten Hilfsmittel (s.u.) ist eine Geruchsneutralität zu erreichen.

 

Grazilisplastik

Methode

Operatives Verfahren, bei dem aus dem Musculus gracilis (der seine Nervenversorgung aus dem N. obturatorius, L1 - L4, erhält) eine Schlinge gebildet wird, die um den gelähmten After gelegt wird. Hierdurch entsteht ein aktiv zu bewegender Muskel, der den After (theoretisch jedenfalls) schließen und öffnen kann.

Bewertung

Eine Grazilisplastik kann nur ausgeführt werden, wenn der Musculus gracilis bei Lähmungen unterhalb von L4 neurologisch intakt ist.

Auch ein ursprünglich intakter Musculus gracilis kann (z.B. durch die Auswirkungen eines tethered cord) allmählich seine Funktion verlieren. Die Operation hat nach anfänglichem Optimismus die Erwartungen auf eine Verbesserung der Kontinenz nicht erfüllt. Die Operation ist deshalb heute verlassen.

 

Sakraler Sphinkterersatz (SSE)

Methode

Unter die (Schleim-) Haut des gelähmten Afters wird ein Magnetring eingenäht. Nach der Einheilung des Ringes lässt sich der Ring mit einem auswechselbaren Analtampon verschließen, der einen Magnetkern enthält und der den Tampon in seiner Position in der künstlichen Afteröffnung hält.

Bewertung

Die Öffnung des Magnetringes ist nicht weit genug, um die Ausscheidung dickerer und verhärteter Kotballen, die bei der meist vorliegenden lähmungsbedingten Verstopfung zu erwarten sind, zuzulassen. Es besteht die Gefahr, dass der unter der Afterschleimhaut liegende Magnetring durch verhärteten Stuhlgang herausgerissen wird. Die Methode ist deshalb bei Spina bifida Patienten nicht angezeigt.

 

After-Sphinkterprothese

Methode

Unter die Haut wird im Bereich des Afters eine Kunststoffprothese eingepflanzt. Die den After umgebende Manschette kann über ein geschlossenes Flüssigkeitssystem geöffnet und verschlossen werden.

Bewertung

Die Anwendung bei Patienten mit Spina bifida ist derzeit noch experimentell. Eine Bewertung ist deshalb noch nicht möglich.

 


Wimpissinger, T.F.; Gerharz, E.W.; Malone, P.S.: Chirurgische Therapie der Stuhl-Überlaufinkontinenz. Vorgehen nach der Malone-antegrade-continence-enema-Technik. Dtsch Ärztebl (2002) 99: 43; 2861-2866.

 

Letzte Bearbeitung: 02.05.2014

   
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