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Desmopressin: Eigenschaften

Desmopressin ist ein künstlich hergestelltes Hormon, das die Urinausscheidung durch die Niere für begrenzte Zeit sehr deutlich vermindern kann. Die Dauer der verringerten Urinausscheidung ist individuell unterschiedlich und liegt zwischen zwei und fünf Stunden. Bei Nachlassen der Wirkung des Medikamentes wird die im Körper gespeicherte Flüssigkeit vollständig wieder ausgeschieden. Die Urinausscheidung kann unterschiedlich schnell wieder einsetzen (sog. „Harnflut"). Um den individuellen „Ausscheidungstyp" zu ermitteln, ist es vor einer regelmäßigen Anwendung während der Schulzeit/ Arbeitszeit sinnvoll, die Eigenschaften und persönlichen Auswirkungen des Medikamentes zunächst am Wochenende zu testen.

Nach Absetzen des Medikamentes tritt der vorbestehende Zustand wieder ein.

 

Anwendung bei Harnblasenlähmung

Medizinische Gründe

- Bei Anwendung von Desmopressin füllt sich die Harnblase wegen der ausgeschiedenen Urinmenge wesentlich langsamer. Hierdurch baut sich erst nach längerer Zeit der Druck in der Harnblase auf, bei dem eine entlastende (Katheter-)Entleerung erforderlich ist. Hiermit kann ein größerer Abstand zwischen zwei (Katheter-)-Entleerungen gewählt werden.

- Verminderung von Hautproblemen durch Inkontinenz für Urin.

Bestehen schwerwiegende Hautprobleme durch Harnträufeln, lässt sich durch Desmopressin eine Verlängerung der Trockenphase und damit eine geringere Hautbelastung durch Urin erreichen.

Soziale Gründe

- Verlängerung der Trockenphase.

Unabhängig vom Lähmungstyp lässt sich durch Desmopressin eine Verlängerung der Trockenphasen während sozial sensibler Zeiten (Schule, Arbeitsstelle, Universitätsbesuch, Besuche, Theater, Partnerkontakt usw.) erreichen.

Außerdem ist möglich

- kleinere Windeln / Vorlagen zu tragen,

- die Windeln / Vorlagen seltener zu wechseln,

- die Geruchsbelästigung zu verhindern oder zumindest zu verbessern,

- eine größere psychische Sicherheit im Umgang mit der Inkontinenz zu erreichen.

Sinnvolle Kombinationen mit Desmopressin

- Durch eine Erweiterung der Harnblase mit z.B. Oxybutynin (vgl. Anleitungen zu Oxybutynin) oder anderen Antimuscarinica kann die Trockenphase weiter wesentlich verlängert werden.

- Die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme vor den o.g. sozial sensiblen Phasen (wenn keine wichtigen Gründe für die Aufnahme von viel Flüssigkeit bestehen) ist anzuraten, aber nicht erforderlich (ausprobieren!).

 

Medikamente (z.B.)

Desmopressin ® Teva: Tbl. 0,1 und 0,2 mg; Minirin ®:  Tabletten 0,1 mg und 0,2 mg;

Nocutil ®: Tbl. 0,1 und 0,2 mg; Desmotabs: 0,1 und 0,2 mg; Minirin ® Melt: 60, 120, 240 µg.

Anwendung

Die Anwendung erfolgt einmal täglich als Tablette/Schmelz-Tablette. Ziel ist eine Trockenphase von etwa vier Stunden.

 

Dosierung

Die erforderliche Dosierung wird individuell ermittelt und im Wochenabstand in Stufen aufgebaut.

Kinder (ab 5 Jahren) beginnen mit 2 Tabletten zu 0,1 mg bzw. 1 Tablette zu 0,2 mg; eine Dosissteigerung ist bis 0,4 mg möglich. Eine Therapie mit Sublingualtabletten beginnt mit 60 µg; im wöchentlichen Abstand kann die Dosis auf 120 und dann auf 240 µg gesteigert werden.

Jugendliche/ Erwachsene

Beginn mit 1 Tablette zu 0,2 mg, Steigerung um 0,1 mg im Wochenabstand bis 4 Tbl. (0,4 mg); Schmelztablette: Beginn mit 1 Tbl (0,1 mg) bzw. 60 µg. Dosissteigerung bis 0,4 mg bzw. 240 µg. Die Schmelztablette soll vor dem Schlucken 10 Sekunden unter der Zunge gehalten werden.

Wird die Behandlung unterbrochen, muss die Dosis stufenweise neu aufgebaut werden.

 

Nebenwirkungen

sind insgesamt (nach der Literatur) selten. Das Absetzen des Medikamentes ist nur in Ausnahmefällen notwendig.

Folgende Nebenwirkungen sind zu beachten:

-  Ausscheidung größerer Urinmengen (sog. „Harnflut") bei Nachlassen der Wirkung des Medikamentes zu einer sozial ungünstigen Zeit.

Maßnahme: Vorsichtshalber Verwendung einer zusätzlichen Einlage zur Windel, bis das persönliche Ausscheidungsverhalten genauer bekannt ist.

- Kurzfristig möglich ist eine vorübergehende Steigerung des Blutdruckes.

Maßnahme: Bei Bedarf zusätzliche Blutdruckmessungen.

 

Gegenanzeigen

Das Medikament darf nicht eingenommen werden:

-  wenn bei Anwendung des Medikamentes gleichzeitig außergewöhnlich viel getrunken wird (z.B. Bier-Party, Trinkkur usw.); dann nämlich kann es zu einer gefährlichen vermehrten Wassereinlagerung (Wasserintoxikation) in den Körper kommen, die an Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung, Übelkeit zu erkennen ist.

Maßnahmen: Absetzen des Medikamentes. Ärztlichen Rat einholen. Bei normaler Flüssigkeitsaufnahme (vgl. Anleitung: Flüssigkeitsbedarf) ist eine Wasserintoxikation nicht zu erwarten.

- bei stärkerem Flüssigkeitsverlust (z.B. bei Durchfall oder starkem Schwitzen)

- bei ständig hohem Blutdruck (arterielle Hypertonie)

- bei erheblicher Nierenschädigung mit Erhöhung des Kreatinin

- bei Einnahme von antidepressiv wirkenden Medikamenten (z.B. Imipramin).

 

Unterbrechen / Beenden der Behandlung

Die Medikation muss beendet werden

- bei vermehrtem Flüssigkeitsverlust: bei Durchfall, stärkerem Schwitzen

- bei Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Krampfanfall

- Bewusstseinstrübung (Benommenheit, Apathie)

- bei Übelkeit

- bei Mattigkeit und allgemeiner Muskelschwäche.

 

 

Letzte Bearbeitung: 24.04.2014

   
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